Erlebnisse einer jungen Silversurferin – Monis kleine Erfahrungsreise in die schöne neue Welt …

TEIL 2: Big brother is watching … und der Sinn des Lebens

„Ein smarty macht nur Sinn, wenn du es immer bei dir trägst…“ Das war mir längst klar, schon vom Beobachten meiner lieben Mitmenschen. Die meisten tragen es sogar in der Hand. Na das brauche ich nicht. Habe das nette Klingellied extra laut gestellt…
Nun, denn, nach Erfüllung des ersten Stadttermins, in der Straba übrigens wieder kostenlos Nachhilfe bekommen, funktioniert echt klasse! Ja, also nach Erfüllung des ersten Termins
schaute ich mich für längere Zeit im ersten „Unverpacktladen“ von Würzburg um und kaufte auch ein. Tolle Idee. Tante Emma wie zu Omas Zeiten, noch dazu bio (das gab es damals nicht), macht Spaß und führt zu einer Reduktion meines Plastikmülls um garantiert 50%.
Wohlgemut machte ich mich zu Fuß auf den Heimweg. Ein herrlicher Herbsttag, ich raschelte mit meinen Füßen durch das Laub, wie ich es schon als Kind so geliebt habe. Es bimmelte, hatte jetzt keine Lust und ließ es bimmeln. Irgendwann, ein bisserl müde, setzte ich mich auf eine Bank. Wollte doch mal nachschauen, wer da was von mir wollte.
Aber hallo, da lese ich doch glatt eine Meldung von Herrn „google“, wie es denn im Unverpacktladen war, mit wie viel Sternchen ich ihn bewerten möchte und ob ich meine Empfehlung nicht gleich weitersenden möchte an all meine Netzwerker? Mir reißt es den Mund auf, ich schnappe nach Luft und habe sicher ein etwas verblödeten Anblick auf meinem Bänkchen abgegeben. Wie kommt der google drauf, dass ich im Unverpacktladen eingekauft habe.
Ach, da fallen mir wieder alle Warnungen vom Seniorenlehrer ein. „Herr google sieht alles, sogar wenn sie auf standby sind… und Herr google verdient bald eine Menge Geld an Ihnen“.
Höre Saskia sagen. „Reg dich nicht auf, hast ja eh kein Privatleben mehr und hast doch auch nix zu verbergen“. Hallo, hallo, vielleicht aber doch, vielleicht führe ich schon lang ein Doppel- oder
Dreifachleben und ihr habt alle keine Ahnung von mir und wenn nicht, wie war das mit dem Schutz
meiner Privatsphäre? Längst vorbei, ich weiß ja, meine kilos sind abgespeichert, meine Pillen, meine Diagnosen, jetzt also auch meine Einkäufe bei Unverpackt „und wehe ich geh heute Nacht…“ nicht dran zu denken. Nun gut, es ist bald Mittag, jetzt erst mal brav nachhause.
Diese Farben, der Herbstgeruch, die raschelnden Blätter, es klingelt. Da wieder eine Bank.
Eh ich das smartphone aus dem Rucksack befreie, hat es aufgehört. Klar darum trägt man es in der Hand. Da erscheint schon wieder eine Meldung. Diesmal ist es Herr Aldi, der mir mitteilt, dass mein Guthaben auf einen € abgeschmolzen ist. In drei Tagen? Weit über einen Monat sollte es halten – Krise, was hab ich falsch gemacht????
Krise, nein, plötzlich kommt eine große Ruhe über mich und ich fühle in jeder Pore meines Seins und spüre glasklar in meinem Bauch – und Denkhirn – nicht mit mir!!!!!
Ich bin Monika, ganz klar auf dem Weg zu einer reifen Frau, die da weiß was sie will und was sie nicht will. Oder vielleicht bin ich die kleine „momo“ aus dem Roman von Michael Ende, die mit ihren Freunden die Erwachsenen von den Zeitdieben mit den grauen Zigarren retten will. Die Kinderdemo in Hamburg fällt mir ganz spontan ein. „Spielt mit uns – nicht mit Eueren Smarties“ stand da auf Kinderplakaten.
Ja, das will ich in meinem Rentnerdasein:
Mir ein Ehrenamt mit Kindern suchen, Ihnen Märchen erzählen und mit ihnen Kräutertee sammeln
und Ringelblumensalbe rühren. Mein altes Tantchen wartet auch auf ihren Monifeger und ein bisserl Abwechslung in ihrem eintönigen Seniorenheimleben.
Mit einem warmen Gruß
Monika
Frei nach einem Schreiben von Monika Ströbl an ihre Freundin Saskia, die sie in der Lernwerkstatt der Stadtbücherei Würzburg anmeldete und begleitete. Oktober 2018/Februar 2019 B.K.

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